Fragezeichen

hirokazu_kore-eda

„Da ich selbst Vater bin, ist dies eine wichtige Frage, die ich auch mir gestellt habe und eine, die ich nicht beantworten kann. Als meine Tochter vor fünf Jahren zur Welt kam, wurde meine Frau automatisch zu einer Mutter. Es ist möglich, dass nicht alle Frauen solch eine Verwandlung durchmachen, aber während meine Frau wie von selbst sich unseres Kindes annahm, musste ich mich zuerst an die Vaterrolle gewöhnen. Natürlich freute ich mich auf die Geburt meines Kindes, gleichzeitig war ich aber auch verängstigt.

Inzwischen sind fünf Jahre vergangen, und wenn wir im Park spazieren gehen, bekomme ich von Freunden zu hören, dass meine Tochter mir sehr ähnlich sehe. Beim Betrachten der Gesichtsmerkmale, unserer Augen, unserer Münder, erkenne ich, dass meine DNA sich in ihr niedergeschlagen hat.

Entwickelt man sich also durch die Erkenntnis, dass man sein Blut weitergegeben hat, von einem Mann zu einem Vater? Oder spielt die Zeit eine Rolle, die Vater und Kind miteinander verbringen? Ist dies der Grund, warum ich mich nicht als richtiger Vater sehe? Weil ich nicht genug Zeit mit meinem Kind verbracht habe? Ist es das Blut oder die Zeit?

Ich begann mir Gedanken zu machen und merkte, dass dieses persönliche Dilemma das Thema eines Filmes sein könnte. Das war der Anfang von ‚Like Father, Like Son‘. Es ist das erste Mal, dass ich diese Emotionen so aufrichtig in eine Hauptfigur habe einfließen lassen – mein ganzes Dilemma, die Fragen und auch die Vorwürfe an mich. Dieser Film ist in sich vollständig und abgeschlossen. Doch die Fragen des Protagonisten wie auch meine bleiben bestehen.“

Hirokazu Kore-eda